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Praktikumsbericht von Sabine Dietzig (24.02. - 18.04.2003)


Einleitung

Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden bietet für Studenten der Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Kombination mit dem Besuch an einem Museumskundeseminar von Dr. Matthias Winzen bezahlte Praktika in den Semesterferien an. Diese ermöglichen den Studenten neben dem theoretischen Universitätsstudium praktische Berufserfahrungen in einem Ausstellungshaus für internationale, zeitgenössische Kunst zu sammeln.


Erwartungshaltung

Welche Erwartungen hatte ich nach dem ersten Semester Kunstgeschichte, Touristikstudium mit diversen Praktika sowie drei Jahren Arbeitserfahrung im Touristikbereich an ein achtwöchiges Praktikum bei der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden?
Ich erwartete Einblicke in die angegebenen Arbeitsbereiche: Ausstellungskonzeption, Ausstellungsvorbereitung, Ausstellungsorganisation, Pressearbeit, Museumspädagogik sowie Katalogredaktion.
Außerdem versprach ich mir Aufklärung über die verschiedenen Berufsfelder und den Arbeitsalltag eines Kurators.
Nicht zuletzt wollte ich möglichst schnell während dem Studium praktische Erfahrungen neben dem doch sehr theoretischen Universitätsalltag sammeln.


Aufgabenbereiche

Mitarbeit am laufenden Projekt „In Search of the Perfect Lover“

Zunächst wurden wir drei Praktikantinnen drei verschiedenen Projekten zugeordnet. Da ich am laufenden Projekt „In Search of the Perfect Lover“ – eine Kooperation der Kunsthalle mit der Sammlung Hauser und Wirth in St. Gallen, mitarbeitete, bestand meine erste Aufgabe darin, die Pressemappen zu kopieren, fertig zu stellen und zu versenden. Beim anschliessenden Versenden der Einladungen war das ganze Team beschäftigt, diese einzutüten, um einen gleichzeitigen und schnellen Versand zu garantieren.
Wesentlich spannender und kreativer war das Entwerfen von Anschreiben für verschiedene Besucher-Zielgruppen, welche wir im Team definierten.
Die Hängung der Bilder war im Vorfeld schon von Herr Winzen und Frau Unterdörfer, der Leiterin Sammlung Hauser und Wirth, besprochen worden. Während des Ausstellungsaufbaus erhielten wir Praktikanten die Möglichkeit, mit Frau Unterdörfer und der Registra der Sammlung Hauser und Wirth zusammenzuarbeiten und mit den Kunstwerken umzugehen.
Nachdem alle 300 Bilder ihren Platz gefunden hatten, lag meine Aufgabe darin, Führungen zu konzipieren. Dies erfolgte im Team mit den Volontären und den anderen beiden Praktikanten. Jeder setzte sich mit den vier Künstlern auseinander, bevor wir gemeinsam ein Führungskonzept erstellten. Es war sehr interessant, nach der praktischen Arbeit während des Aufbaus sich nun inhaltlich mit den Künstlern und zeitgenössischer Kunst auseinander zu setzten.
Die Eröffnung erlebten wir drei Praktikantinnen nur am Rande mit, da wir für den Weinausschank zuständig waren. Trotzdem konnten wir die Reden von Herrn Winzen und Frau Unterdörfer sowie den Ablauf der Veranstaltung verfolgen.
Während der Ausstellung erstellte ich eine Bestandsliste der 200 Pettibon-Zeichnungen, was zum Arbeitsalltag eines Registra gehört.


Mitarbeit am vergangenen Projekt „Dissimile“

Einblicke in das gerade abgelaufene Projekt „Dissimile“ erhielt ich durch das Kopieren und Fertigstellen des Pressepiegels sowie durch das Korrekturlesen des nachträglich erscheinenden Kataloges.


Öffentlichkeitsarbeit

Das Erstellen einer Hörfunkliste war meine Aufgabe im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Da die Kulturfeuilletons in den Zeitungen immer mehr minimiert werden, gewinnt der Hörfunk zum Erreichen von Zielgruppen an Bedeutung. Zunächst stand die Internetrecherche im Mittelpunkt, dann erfolgte der Kontakt per Email oder Telefon mit den zuständigen Redakteuren und Abteilungen. Anschließend erhielten die Kunst- und Kulturredaktionen Pressemappen. Nach zwei bis drei Wochen erfolgte das „follow up“: die telefonische Nachfrage, ob ein Beitrag gesendet wurde und ob weiterhin Interesse besteht.
Im Internet befasste ich mich mit dem Museumspass Oberrhein, wo ich mit einem Volontär den Eintrag erstellte.
Übersetzungen für die Homepage sowie deren Korrektur und die Korrektur des Newsletters gehörten ebenfalls zu meinen Aufgaben.


Team

Einmal pro Woche treffen sich die Mitarbeiter zur Besprechung der anstehenden Aktivitäten und zur Projektplanung. Es war sehr interessant, hier teilzunehmen und somit noch mehr über den Ablauf in einer Kunsthalle zu erfahren.


Bibliografieren

Für die Herold-Ausstellung im Jahr 2004 habe ich eine Liste, welche die Volontärin, Frau Fritz, vom Atelier des Künstlers zugeschickt bekommen hatte, nachrecherchiert und in die aktuelle Bibliografieliste mit Einteilung in Gruppen- und Einzelausstellungen aufgenommen.


Bibliothek

In der Bibliothek lag die Beschäftigung für uns Praktikantinnen innerhalb von zwei Wochen darin, Bücherkartons für den damals bevorstehenden Umzug des Teams in die Schillerstrasse zu packen. Durch das Einpacken und die dabei entstehenden Gespräche mit der Bibliothekarin erhielten wir einen genaueren Einblick in den Bücherbestand und den Arbeitsalltag einer Bibliothekarin.


Sekretariat

In meiner letzten Praktikumswoche hatte ich die Gelegenheit an zwei halben Tagen als Urlaubsvertretung für Frau Schuh im Sekretariat einzuspringen. Dies bildete einen interessanten Abschluss meines Praktikums, da das Sekretariat als zentrale Anlaufstelle gilt. Die Aufgaben bestanden in der kurzen Zeit aus Telefondienst, interner Postverteilung, Postversendung und anfallender Korrespondenz für Herrn Dr. Winzen.


Resumée

Mein Wunsch – Einblicke in alle auf dem Aushang angegebenen Arbeitsfelder zu erhalten – hat sich erfüllt.
Angenehm empfand ich das Arbeiten in einem jungen Team und die Gesprächsbereitschaft der Mitarbeiter: Wusste ich doch vor Beginn des Praktikums nichts Konkretes über das Arbeitsgebiet eines Kurators. Auch waren mir Künstlern wie Louise Bourgeois, Marlene Dumas, Raymond Pettibon und Paul McCarthy unbekannt. Durch das Praktikum erhielt ich Zugang zur Zeitgenössischen Kunst.
Auch wenn wir anfangs viel zu kopieren hatten und am Ende Kisten packen durften, fühlte ich mich während der zwei Monate als Teil des Teams. Manchmal hatten wir ein bisschen Leerlauf bei den Aufgaben. Das kann daran liegen, dass die Ansprechpersonen teils krank, teils längere Zeit im Urlaub waren oder die Vorbereitungen des Projektes, bei welchem ich eingeteilt war, größtenteils erledigt waren und nach der Eröffnung der „Ausstellungsalltag“ einkehrte.
Spannend war es, einen Aufbau sowie die Eröffnung mitzuerleben.
Alles in allem würde ich mich wieder für ein Praktikum in der Kunsthalle Baden-Baden entscheiden, denn Praktika – und obendrein noch bezahlt – sind rar und ich kann nur jedem raten, so früh wie möglich praktische Erfahrungen zu sammeln und sich über die Berufsfelder in der Kunstgeschichte zu informieren.


Sabine Dietzig
sabine.dietzig@gmx.de